Friday, September 17, 2010

Alabama Bitch

Da baut einer ein Flugzeug - in seiner Garage. Nein, mittlerweile hat er zwei Garagen gemietet, eine fürs Bauen und die andere um fertige Großteile und Material darin zu lagern.
Wenn es mal fertig ist, wird es ein zweisitziges Experimentalflugzeug sein. Das ist hier in Amiland eine eigene Kategorie für Selbstbauflieger. Mein Freund und Kollege Kai hat sich nämlich einen Bausatz bei Van's Aircraft gekauft. Und nun bekommt er regelmäßig große Kisten mit Metallteilen, Nieten, Kabeln und Bauplänen vor die Garage gestellt.
Ist so ein bisschen wie Lego, nur größer, aus Metall und sehr viel teurer.
Angefangen hat er Anfang des Jahres, nach seiner Einschätzung ist er zu 60% fertig, wobei die Metallarbeiten nahezu abgeschlossen sind. Jetzt kommt der ganze ätzende Kleinkram dran - Elektrokabel legen, Benzinleitungen einbauen, Innenraum lackieren, Instrumente einbauen, noch mehr Kabel legen und so weiter. Ziel ist es, nächstes Jahr im Sommer damit los fliegen zu können.

Kosten wird ihn der Spaß ungefähr neunzig Große - alleine der Motor schlägt mit gut dreißigtausend zu Buche, der Propeller mit sechstausend und so weiter. Wenn man die Arbeitsstunden dazurechnet ... darf man aber nicht. Erstens gibt es diese Klasse kleiner Zweisitzer nicht zum Kaufen, sondern nur zum  selber bauen. Und zweitens ist das schon etwas besonderes, sein eigenes Flugzeug zusammen zu schrauben. Kai kennt jede Niete beim Vornamen und diesen Flieger wird er sicher solange besitzen, wie er eine Garage findet um ihn unterstellen zu können. Und wenn sie ihn dann eines Tages zu Grabe tragen, werden einfach die Tragflächen abmontiert und er darin, den  Steuerknüppel in den knochigen Händen haltend, in die Gruft versenkt - so wie chinesische Kaiser, die sich auf ihrem Lieblingspferd sitzend begraben ließen.

Aber bis dahin ist es hoffentlich noch einige Zeit - was auch davon abhängt, wie gut jeder Niet an dem Flieger sitzt. Nun ja, nicht jeder einzelne Niet - denn die Firma Van's Aircraft kennt schon ihre Pappenheimer und hat gut dreimal so viele Niete vorgesehen, wie eigentlich gebraucht werden. Wenn da mal der eine oder andere nicht ganz perfekt sitzt, ist das noch kein Beinbruch. Trotzdem, ganz so trivial ist diese ganze Sache eben auch nicht und selbst als Ingenieur (na ja, Kai ist Elektroingenieur, das zählt fast nicht ...) ist das eine große Herausforderung. Kann man nur machen, wenn man Abends sonst nichts vor hat. Gute 3000 Arbeitsstunden wird er wohl herein stecken - oder sogar noch mehr. Es gibt da ein, zwei Teile aus der Anfangszeit, die er gerne noch einmal gemacht hätte.

Einen Namen hat der Flieger natürlich auch - nachdem er zuerst Alabama Heavy Metal hieß (weil er zum Sound von Heavy Metal Musik entsteht ...), wurde er neulich auf Alabama Bitch umgetauft. Ist eine längere Geschichte, hat mit einer Frau zu tun und gehört nicht hierher. Vielleicht kann ich ihn ja noch überzeugen, einen weniger Hip-Hop-mässigen Namen für den fertigen Flieger zu wählen. Meine Frau schlägt "irgendetwas mit Freedom" vor ... passt gut, denn der Flieger ist seine eigene, persönliche Freiheit. Ich hoffe sehr, dass der Jungfernflug im nächsten Jahr hier in Huntsville stattfinden kann - oder jedenfalls solange wir noch hier sind. Wie immer das Flugzeug dann auch heißen wird ...





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