Seitdem am 20. April 2010 die Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexico vor der Küste Louisianas explodierte und damit die größte Ölpest in der Geschichte der USA hervorrief, ist die Suche nach Schuldigen, Sündenböcken und Verantwortlichen im vollen Gange.
Dabei sollte man eigentlich meinen, dass das eine relativ einfache Übung wäre - BP als Betreiber, der die eigenen Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten hat, steht sicherlich ganz oben auf der Liste. Das bestreitet auch niemand ernsthaft, doch machen sich hier bestimmte Gruppierungen am Rande des rechten Spektrums inzwischen tiefergehende Gedanken, um neben den Schuldigen noch den eigentlichen Verursacher dieser Katastrophe ausfindig zu machen.
Und auch der ist schnell gefunden - die Öko-Terroristen im Weißen Haus sind's gewesen!
Indem Obama und seine linke, liberale, sozialistische Clique von wehleidigen Träumern und Weltverbesserern das Bohren nach Öl im höchst sensiblen Arctic Wildlife Refuge in Alaska, sowie im ebenso sensiblen Ökosytem der unmittelbaren Golfküste verboten haben, bleibt ja nichts anderes übrig als in riskanten Manövern mitten im offenen Meer in zwei Kilometern Tiefe nach neuen Ölquellen zu bohren.
Erstmal bleibt einem da der Atem weg und man fragt sich, haben sie die noch alle?
Aber dann kommt man darauf, dass die Argumentation durchaus schlüssig ist. Wovor diese gewissen Gruppen im Moment am meisten Angst haben ist, dass Obama ihnen den American Way of Life wegnimmt.
Erst eine kommunistische Zwangs-Gesundheitsversicherung für alle, dann all diese Maßnahmen im Umweltbereich, die marxistisch gefärbte Schelte gegen die anständigen Heuschrecken-Profitmaximierer in den Banken und Hedgefonds, die hysterischen Proteste gegen das harte aber faire Ausländer-mit-hispanischem-Hintergrund-Diskriminierungsgesetz in Arizona - alles schwere Angriffe gegen die still vor sich hinleidende kaukasische Ur-Bevölkerung von Amerika. Unamerikanische Umtriebe hätte man das vor fünfzig Jahren genannt und gerade dass soetwas heute noch möglich ist, ist doch der schlagende Beweis dass die fünfte Kolonne immer noch im Untergrund tätig und aktiv wie eh und je ist.
Und was ist nun der American Way of Life, der durch die Ölpest so massiv gefährdet ist?
Einen übergroßen, drei Tonnen schweren SUV zu fahren, dessen Spritverbrauch dem eines Kampfpanzers gleicht. Die Freiheit zu haben, Kapitalist nach Herzenslust zu sein und Profit zu machen und sich dabei nicht um die Opfer am Wegesrand kümmern zu brauchen. Oder aber zu scheitern und ohne Krankenversicherung elendig zu Grunde zu gehen, weil man sie sich trotz drei Jobs nebeneinander nicht leisten kann. Seinen Müll nicht zu trennen, zu sortieren, wieder zu verwenden, sondern immer mehr davon zu produzieren und einfach eine neue Müllhalde nach der nächsten auf zu machen - Platz ist hier ja reichlich. Nur nicht für all diese gebräunten Halbwilden aus dem Süden, deren Beitrag zur westlichen Zivilisation sich auf scharfe Speisen und breitkrempige Hüte beschränkt. Die sprechen ja sogar eine Sprache, die hier keiner versteht, außer all den illegalen Aliens, die das Gesundheitssystem belasten - die haben nämlich alle eine Krankenversicherung, von Obama und seinen ausländerfreundlichen Kohorten gesponsort, während der anständige Republikaner sich keine leisten kann sogar wenn er in drei Jobs nebeneinander arbeitet.
Kurz gesagt, völlig ignorant zu den Bedürfnissen der Umgebung, der Mitmenschen und der Umwelt zu leben, die große Freiheit zu genießen und sich nicht um Zukunft oder Vergangenheit oder gutes Benehmen zu scheren.
Kommt einem das vielleicht einigermaßen infantil vor? Wie ein Kind, das die Wände beschmiert und mit seinem Eis um sich wirft und dazu noch allen anderen die Schuld gibt wenn es erwischt wird - ihr hättet mir eben kein Eis kaufen dürfen und wieso sind die Wände nicht mit abwaschbarer Farbe gestrichen?
Also gut, die nichtsahnenden Gutmenschen haben also BP dazu gezwungen die Profitmaximierung durch riskante Bohrmanöver in der Tiefsee zu erreichen.
Der Kommentator in der Huntsville Times, Charles Krauthammer - seines Zeichens Kollumnist der Washington Post -, meinte dazu dieses Wochenende, dass das ja wohl völlig blödsinnig sei. Es sei doch jedem klar, dass bei Ölbohrungen ab und zu mal etwas schief gehe. Und jetzt haben wir den Salat, da unten am Meeresgrund ist die Bekämpfunge eines solchen Desasters ungleich schwieriger - wie man in den vergangenen Wochen live hat miterleben können - als zum Beispiel auf dem Land. Und was wäre schon so schlimm daran, wenn das in der Arctic Wildlife Refuge passiert wäre - ein paar dürre Büsche, ein paar Rentiere, ein paar Nager wären davon betroffen gewesen und nicht wie jetzt an der Golfküste die gesamte Tourismusindustrie, die Krabbenfischer und die Ausflugsboote - was das für eine Profitvernichtung ist!
Ja, viele Existenzen stehen dabei auf dem Spiel - aber die können wieder aufgebaut werden. Die toten Delphine und Seevögel, das vergiftete Ökosystem des Golfküsten-Marschlandes, die sterbende Tiefsee-Fauna und -Flora werden so einfach nicht zu ersetzen sein.
Aber das ist halt der Preis, den wir gerne bereit sind zu zahlen, solange wir nur genügend billigen Sprit haben um unsere Straßen-Panzer zu fahren .... am liebsten in die Hinterteile dieser ignoranten Idioten.
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