Langsam aber sicher kommt bei mir der Verdacht auf, dass hier irgendetwas im Trinkwasser sein muß. Ein Panik-Virus, ein Dummheits-Bazillus, ein Schwachsinnigkeits-Gen.
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass der mißtrauische Polizist aus dem Post "The paranoid state of America" so paranoid gar nicht war - sondern nur auf Befehl von ganz oben gehandelt hat. Aber Manno, sind "die da oben" vielleicht durchgeknallt ...
Da hat also nun Präsident Obama eine Dame namens Janet Napolitano zur neuen Ministerin für die Heimatsicherheit berufen. Am 31. Juli 2009 wurde sie gefragt, was denn der einzelne Bürger zum Schutz der Heimat beitragen könne.
Ihre Antwort lautete:
"One of the things that we ask people to do is when they see something unusual, if they see, for example, somebody continually taking photographs of a piece of critical infrastructure that doesn't seem to make any sense, or a package left unattended on a bus platform, to report that to local law enforcement so it can be followed up on."
Auf gut deutsch: wenn jemand wiederholt ohne erkennbaren Sinn wichtige Gebäude fotografiert ist er wahrscheinlich ein Terrorist und man solle die Polizei holen.
Stellt sich zunächst einmal die Frage: was sind wichtige Gebäude? Im Zweifelsfall sicherlich erstmal grundsätzlich alles ... man kann ja nie vorsichtig genug sein. Und in der Tat bemerkte ein Sprecher eben dieses Ministeriums zwei Tage danach, dass seiner Kenntnis nach es verboten wäre Gebäude im Bundeseigentum zu fotografieren. Was nicht stimmt, solch ein Gesetz existiert nicht. Im Gegenteil, solange man sich nicht auf privatem Grund und Boden befindet, darf man hier jedes öffentliche Gebäude nach Herzenslust ablichten. So oft man will und ohne triftigen Grund.
Womit wir zur zweiten Frage kämen: was konstituiert den "erkennnbaren Sinn" einer Fotografie? Ich fotografiere Feuerhydranten - das macht für mich eine Menge Sinn, für andere, der Fotografie nicht so zugewandte Menschen mag das zugegebenermaßen ein etwas merkwürdiger Zeitvertreib sein.
Na und? Ich kann auch vieles von dem nicht nachvollziehen was Picasso gemalt hat - und trotzdem würde ich es nie wagen die Ernst- und Sinnhaftigkeit seiner Bilder in Frage zu stellen.
Dem Außenstehenden ist einfach zu vermitteln, dass der Sonnenuntergang im Grand Canyon etwas fotografisch reizvolles ist. Aber nicht jeder Fotograf empfindet das auch so - und fotografiert stattdessen Feuerhydranten, Straßenschilder, Dachgiebel oder die Bugfahrwerke von Flugzeugen (ganz im Ernst - diese Fan-Gemeinde gibt es, ich habe diese Leute schon sehr oft live auf Airshows erleben dürfen ...).
Ergo, eine unbestimmte, nebulöse und pauschalisierende Aussage wie diese führt dazu dass die allgemeine Paranoia steigt - auch unter Obama wird der Angstpegel auf einem recht hohen Level gehalten.
Man läßt also besser seine Kamera außerhalb des Grand Canyon in der Tasche.
Im Nachhinein bin ich froh, dass ich die Situation mit dem Polizisten wahrscheinlich richtig eingeschätzt habe - hätte ich die Kamera auch nur gezeigt, wäre eine Festnahme nicht ausgeschlossen gewesen.
Nach etwas Recherche im Internet bin ich tatsächlich auf dutzende Fälle gestoßen, die so oder ähnlich verlaufen sind.
The Land of the Free? Es wird gerade von der Angst vor dem eigenen Schatten gelähmt ...
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