Saturday, February 14, 2009

Madrigal Dinner

Heute war Valentins Tag - hier natürlich ein großes Ding, mit Herzchen überall und Candlelight Dinner und Geschenken und Blumen etc. pp.
Selbst die Kleinen im Kindergarten haben da schon mitgemacht, es wurden Süßigkeiten verteilt (natürlich alle im Herzchen-Design ... ) und jeder sollte etwas mit Herzchen drauf anziehen ...
Wie man hier sagt: "When in Rome, do as the Romans do ...". Also haben wir auch mitgemacht.
Aber dann doch etwas anders als der normale Alabamian es tun würde. So mit Kultur und so.
Wir waren nämlich zum Dinner statt im nächsten Taco Bell bei einer hochkulturellen Veranstaltung.
Die Bob Jones High School veranstaltet jedes Jahr ein "Madrigal Dinner". Dort wird ein rustikales Abendessen mit drei Gängen gereicht und zwischendurch singen Solisten alte Lieder aus dem siebzehnten Jahrhundert. Dann gibt es noch ein wirklich witziges Theaterstück und zum Abschluß singt der Schulchor ein paar Lieder, die er im nächsten Monat in der Carnegie Hall in New York aufführen wird.
Die Veranstaltung ist nämlich ein Fund Raiser für die Reisekosten dorthin.
Das ganze dauerte gut zwei Stunden und war wieder einmal eine dieser, nun ja, bizzarren Begebenheiten, die man einfach mal mitgemacht haben muß um die amerikanische Seele zu verstehen.
Man stelle sich mal eine deutsche Schule vor, in der fünfzehn bis siebzehnjährige Schüler sich vor einen Saal voller Leute hinstellen und ein uraltes Lied in Latein trällern. Dass die meisten der Zuschauer Freunde und Familie der Künsteler waren, kommt noch erschwerend hinzu.
Irgendwie undenkbar in Deutschland, hier jedoch die Norm. Es wird halt sehr viel wert auf die Persönlichkeitsbildung der Schüler gelegt - und wer sich einmal überwunden hat vor Publikumzu singen, der kann später auch Microsoft zum Erfolg führen ... oder so ähnlich.
Diese "außerschulischen" Aktivitäten werden hier sehr ernst genommen und generell habe ich den Eindruck, dass die Schüler hier ihren Altersgenossen in Deutschland, auch gerade wegen solcher Angebote, im Reifeprozess etwas voraus sind.
Das müssen sie auch, da man hier selbst mit Studium nicht später als mit dreiundzwanzig ins Berufsleben eintritt - während in Deutschland der Student sich dann nochmal gemütlich im Bett umdreht und sich noch vier Jahre länger Zeit lässt ...
Aber ich schweife ab.
Der Abend jedenfalls war sehr schön. Die Darbietungen reichten von "Der/Die trifft ja keinen Ton so wirklich richtig" bis zu "WOW!". Und wie gesagt, das Theaterstück war sehr gekonnt vorgetragen und wir haben uns prächtig amüsiert.
Und das Essen war auch in Ordnung. Die Servierer waren in mittelalterliche Klamotten gewandet und alle hatten erkennbar Spaß.
Wir saßen am Tisch mit einer amerikanischen Famile, inklusive Oma und Opa und Kindern, die natürlich auch in Deutschland stationiert gewesen waren - in Gießen und in Heidelberg. Ihre Tochter sang auch ein Solo an diesem Abend und über die Themen Kinder, mittelalterliche Musik und Deutschland kamen wir prima mit ihnen ins Gespräch. Aber das ist bei Amerikanern ja sowieso kein Problem.
Wie gesagt, es war ein schöner Abend und wir haben wieder etwas dazu gelernt - dass amerikanische Schüler kein Problem mit altem europäischen Liedgut haben.

Hier die Tochter mit dem Solo:





Und hier ein Chor mit einem Lied aus Monthy Pythons "Spamalot":




Und hier eine Szene aus dem Theaterstück - leider nur als Standbild, der Film den ich gedreht habe ist gute 500 MB groß ...


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