Alabama wird, vor allen Dingen in den Nordstaaten, immer wieder gerne als Beispiel für Rückständigkeit und Hinterwäldlertum genommen. Nicht förderlich für diesen Ruf dürfte sein, dass Alabama einer der 19 US-Bundesstaaten ist, in denen die Prügelstrafe an Schulen immer noch legal ist.
Ja, klar, die meisten Schulen holen vorher erst die Erlaubnis der Eltern ein, bevor zu geschlagen wird. Aber die Statistik alleine aus Madison County ist doch erschreckend -
Das soll jetzt alles anders werden. Eine (liberale=kommunistische=vom Teufel besessene) Abgeordnete des Repräsentantenhauses hat einen Gesetzentwurf eingebracht, der diese Praxis, die fast ausschließlich mit einem extra dafür hergestellten Paddel ausgeführt wird, landesweit verbieten soll.
Die Ablehnungs-Fraktion bringt die hinreichend bekannten Sprüche, von wegen "uns hat es ja auch nicht geschadet". Und auch das hier im Süden immer wieder gern genommene "die Bundesregierung hat sich gefälligst nicht in unsere Angelegenheiten einzumischen" ist deutlich zu vernehmen.
Aber auch die Befürworter haben keine unbedingt besseren Argumente - "wenn einer meine Kinder schlägt, bin ich es" ist nicht geeignet wirklich Sympathie hervor zu rufen.
Einfach mal nachdenken und vielleicht darauf kommen, dass Prügelstrafe etwas mit der Verletzung der Menschenwürde zu tun hat? Menschen, ja genau, die Sorte Lebewesen zu der auch Kinder gehören, die sich nicht wehren können und denen auch die Erkenntnis, dass wer prügeln muss immer versagt hat, nicht hilft wenn der Schuldirektor dieses Urteil verhängt.
In 19 US-Bundesstaaten - die fast ausschließlich in Süden liegen - ist die körperliche Züchtigung in der Schule noch erlaubt. Die letzte verfügbare Statistik für Alabama stammt aus dem Schuljahr 2006/7 und listet rund 33000 Vorfälle dieser Art.
Hier in Nord-Alabama ist Madison County der einzige Bezirk in dem Paddling noch erlaubt ist. Im letzten Schuljahr wurde in 16 der 26 Schulen dort 307 mal diese Bestrafung verabreicht.
Der erst kürzlich neu ernannte Superintendent für die Schulen in Huntsville (was zu Madison County gehört) hat sich letzten Monat für die Aufhebung des Paddling ausgesprochen. Sein Argument, dass diese Art der Behandlung weder im Militär noch in den Gefängnissen praktiziert wird und somit auch keinen Platz in den Schulen habe, fällt allerdings eher auch in die Kategorie der Merkwürdigkeiten, die allen Ortens zu diesem Thema geäußert werden.
Aber auch in Europa gibt es diese Form der Züchtigung noch - in Frankreich und in der Slovakei. Und in Deutschland wurde es auch erst 1983 offiziell abgeschafft, in Italien allerdings schon 1928 und in den Niederlanden bereits 1920. Der erste US-Staat, der diese Praxis verboten hat war New Jersey - in 1867. So gesehen ist Alabama tatsächlich etwas rückständig auf diesem Gebiet. Oder traditionell, je nach Sichtweise.
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